Das KLEINE THEATER
… residiert im Berliner Stadtteil Friedenau in einem alten Eckhaus am Südwestkorso, ganz in der Nähe der Künstlerkolonie am oberen Südwestkorso, der u. a. Christopher Isherwood in seinem Roman „Goodbye to Berlin“ ein Denkmal setzte. Gleich um die Ecke, in der Stubenrauchstraße 47, haben sich in der Wohnung von Harry Frommermann die Comedian Harmonists gegründet und ebenfalls nur wenige Gehminuten entfernt, befindet sich der Friedhof Stubenrauchstraße, auf dem Marlene Dietrich ihre letzte Ruhestätte fand.
Mit seinen 99 Plätzen und einer kleinen Bar im hinteren Zuschauerraum ist das Kleine Theater dem räumlichen Ambiente nach ein intimer Theaterraum, der es dem Zuschauer auf allen Plätzen ermöglicht, direkt am Geschehen auf der Bühne teilzuhaben.
Es begann wie ein Märchen: am 14. November 1973 wurde das Kleine Theater am Südwestkorso in einem ehemaligen Kino eröffnet. Unglücklicherweise heiratete an dem Tag die englische Prinzessin Anne. Die Berliner saßen vor den TV-Geräten, wie viele andere Menschen weltweit und der Zuschauerstrom zur Eröffnung des Kleinen Theaters fiel eher mager aus. Gerade mal 23 Zuschauer fanden sich ein, die diesem Rührschinken den Vorzug vor dem anderen, der „Royal Wedding“ gaben.
Der legendäre Kritiker Friedrich Luft, der am Premierenabend zu Gast war, amüsierte sich bestens und ordnete an: „Nüscht wie hin!“ 1977 schrieb er in einem Brief an die Gründerin Sabine Fromm: „Ich habe seit der tapferen Gründung des Kleinen Theaters die Bereicherung, die die Theaterszene dieser Stadt dadurch gewann, immer wieder in meinen Rezensionen betont und begrüßt. Die Privatinitiative und der Mut zum Risiko waren und sind bewundernswert.“ In der Tat: 1978 gab es die erste finanzielle Krise und nachdem auch 1983 die zweite gemeistert worden war, wurde die Revue „Das Küssen macht so gut wie kein Geräusch“ ein Dauerbrenner. Acht Jahre und 3 Monate, 2.222 Vorstellungen – das war selbst dem Guinness-Buch der Rekorde einen Eintrag wert.
Anfang 2006 wechselte die Leitung und wurde von der Regisseurin Karin Bares übernommen. Seitdem sind bis dato 107 Produktionen auf die Bühne gebracht worden, davon 54 Eigenproduktionen. Rund 200.000 Zuschauer haben in dieser Zeit das Theater besucht. Rechnet man die gut 32 Jahre davor noch dazu, wird die halbe Million sicher geknackt. Seit 18 Jahren ist das Kleine Theater Berliner Erstaufführungsbühne, d.h. alle Stücke, die gezeigt wurden und werden, sind noch nicht in Berlin aufgeführt worden, darunter befindet sich einmal pro Spielzeit sogar eine Uraufführung, die eigens für das Kleine Theater kreiert wurde. Aktuelle Uraufführungen im Spielplan sind eine Dramatisierung der „Traumnovelle“ von Arthur Schnitzler durch Boris von Poser. Eine musikalisch poetische Reise über „Leonard Cohen – We take Berlin“ von Mathias Schönsee sowie die Uraufführung des Krimi Musicals „Vermisst! Was geschah mit Agatha Christie?“ von James Edward Lyons und Paul Graham Brown.
Auch zum Jubiläum wird es eine musikalische Uraufführung geben: „So ein Theater!“ feiert das Theater an sich und das Kleine Theater im Besonderen.
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